Schlossmühle Gommern Solange Welten stehn, solange Menschen sind, werden Mühlenräder geh'n durch Wasser, Dampf und Wind.
Riepenburger Mühle

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Geschichte der Schlossmühle

1541

werden bereits im Erbzinsregister für Gommern zwei Wassermühlen ohne Namen genannt. Sie waren beide dem kursächsischen Amt Gommern „eigentümlich“ und zinspflichtig. Vermutlich sind die Mühlen noch älter, da sie vorher der Möllenvoigtei des Erzbischofs von Magdeburg unterstanden.

1556 – 1595

wurde die Mühle bereits mit zwei Mahlgängen unter dem Namen „Mühle vor dem Schlosse“ oder „Mühle unter dem Schlosse“ an Jochen Amelung, Thomas Voigt, Joachim Schulze und Andreas Winkelmann verpachtet. Der jeweilige Pächter hatte neben der Schlossmühle auch eine „Windmühle auf der Gommerner Flur“ zu betreiben.

1600 – 1608

sind Pächter der Schlossmühle Peter Jacobs, Albrecht Dittrichs und Martin am Rein.

1621 – 1622

Da sich Kursachsen nicht der neuen Reichsmünzordnung von 1620 angeschlossen hatte, wurde das Münzgeld knapp. Kurfürst Johann Georg befiehlt seinem Amtsschösser Zacharias Martin, im „Städtlein Gommern“ die Münze einzurichten, zumal „an solchem Orte eine Mühle, so berürtem Müntzwerk nicht undienlich, vorhanden…“ Die Münze warf in dieser Zeit einen Gewinn von 3.557 Gulden ab. Es entstand jedoch „viel Unheil, großes Elend, Verwirrung im Handel durch betrügerische Münzer im Amte“. Kipper und Wipper, die gutes Geld einschmolzen und geringhaltiges ausprägten, mussten 1622 „hart verfolget“ werden.

1636

wird die Schlossmühle im Dreißigjährigen Krieg von denTruppen des schwedischen Generals Baner demoliert und 1644 von der Schlosseinquartierung „eingerissen und weggebrannt“. Vermutlich wurde alles Hölzerne als Heizmaterial für das Schloss verwendet. Zwischen Magdeburg und Zerbst gab es keine funktionstüchtige Mühle mehr. Der geflohene Müller Barthel Ferchland war nicht zur Rückkehr zu bewegen.

1658

gelingt es erst wieder, nach mehreren vergeblichen Versuchen, einen neuen Pächter, Valentin Lucko aus Güterglück, für die Mühle zu finden, nachdem ihm Bauholz aus den kurfürstlichen Wäldern bewilligt worden war. Auch die öffentliche Versteigerung 1655 war erfolglos geblieben.

1702

verkauft August der Starke, um die von ihm geführten Kriege und den Prunk am Dresdener Hofe finanzieren zu können, Vorwerke, Kammergüter und Mühlen. Die Stadt Gommern erwirbt die Schlossmühle für 1200 Gulden in bar, 90 Gulden Erbzins und jährlich zu entrichtende materielle Abgaben.

1702

verkauft August der Starke, um die von ihm geführten Kriege und den Prunk am Dresdener Hofe finanzieren zu können, Vorwerke, Kammergüter und Mühlen. Die Stadt Gommern erwirbt die Schlossmühle für 1200 Gulden in bar, 90 Gulden Erbzins und jährlich zu entrichtende materielle Abgaben.

1805 – 1889

sind Besitzer der Schlossmühle die Müller Knopf, Hinze sen., Hinze jun. und mehrere Radthge‘s.

1843

beantragt der Mühlenbesitzer und Ratsmann F. Rathge den Neubau einer Schneidemühle mit eigenem Gerinne und Wasserrad nördlich der Schlossmühle. Damit verfügt die Mühle über zwei nebeneinander arbeitende Wasserräder. Ein 1980 aus dem Mühlengraben geborgener Stein mit der Inschrift „FCR 1843“ dokumentiert diesen Umbau. Beide Wasserräder liefen unter einem gemeinsamen Ziegeldach.

1862 – 1863

werden an der Hagenstraße Ställe und eine Scheune aus Natursteinen errichtet. Auf einer Steinplatte im Giebel an der Hagenstraße ist die Inschrift „F. Rathge 1863“ zu erkennen.

1874 – 1876

erfolgt die Verlängerung des Mühlengebäudes über den Mühlengraben sowie die Aufstockung des Wohnhauses und der Mühle. Gleichzeitig werden die Wasserräder durch Francis-Turbinen mit stehender Welle ersetzt.

1886

wird mit dem Neuaufbau des Schneidemühlengebäudes begonnen.

1909

lieferte die Firma Voith aus Heidenheim eine Francis-Turbine mit stehender Welle. Seit dieser Zeit ist eine eigene Stromerzeugung in der Mühle möglich, was auch bei Stromsperren in der Nachkriegszeit von großem Vorteil war. Voith stellte bereits 1903 die Turbinen für die Niagarafälle mit jeweils 12.000 PS her. Heute ist eine Konzerntochter, die „Voith Turboaufladesysteme GmbH & Co“, in Gommern ansässig. Ein Briefkopf aus dem Jahr 1909 „Oswald Fiedler/Schlossmühle, Wasser- und Dampfbetrieb“ weist auch auf einen Dampfmaschinenbetrieb hin. Fotos aus dieser Zeit zeigen einen qualmenden Blechschornstein und in einer Bauzeichnung von 1905 ist bereits ein „Locomobilenhaus“ eingezeichnet.

ca. 1925

erfolgt der dreigeschossige Anbau des Speichergebäudes hinter dem Mühlengebäude.

1874 – 1876

erfolgt die Verlängerung des Mühlengebäudes über den Mühlengraben sowie die Aufstockung des Wohnhauses und der Mühle. Gleichzeitig werden die Wasserräder durch Francis-Turbinen mit stehender Welle ersetzt.

1961

endet mit dem Tod des letzten Müllers Otto Fiedler der Mühlenbetrieb.

1980

veranlasst die Stadt den Ausbau der im Wasser liegenden Francis-Turbinen-Teile, um den Wasserdurchfluss zu verbessern. Die ausgebauten Teile wurden in die Wasserburg geschafft und sollten als technisches Denkmal erhalten bleiben.

1991

mussten die Turbinenteile verschrottet werden, da sich beim Sandstrahlen angeblich erwies, dass sie zu stark korrodiert waren. Alle über dem Wasser liegenden Teile, wie Leitschaufel-Steuerung und Kegelradgetriebe sind noch heute in der Mühle zu sehen.

2008

wird die denkmalgeschützte Mühle durch die Familie Rösener-Hanebutte von den Erben des letzten Müllers erworben. Zunächst erfolgte die Sanierung des Wohnbereiches, dem die Mühle in den kommenden Jahren folgen soll. Begonnen wurde zunächst mit dem Dachstuhl, der Eindeckung und der gefahrlosen Begehbarkeit des Mühlenbereiches.

2013

Erste Öffnung zum Mühlentag Teilnahme am Sachsen-Anhalt-Tag in Gommern